Die Niederauerbacher Linde musste gefällt werden: Ein schmerzhafter Abschied von einem ortsprägenden Baum
Die Linde am Kriegerdenkmal in Niederauerbach, ein symbolträchtiger Baum mit einer Geschichte von möglicherweise 150 Jahren, musste am gestrigen Montag (29. Juli 2024) leider gefällt werden. Diese Entscheidung war unumgänglich, um die Sicherheit der Anwohner zu gewährleisten. Die Linde war stark von einem gefährlichen Baumpilz, dem Brandkrustenpilz, befallen, der das Holz des Baumes erheblich geschwächt hat.
Der Brandkrustenpilz, wissenschaftlich als Kretzschmaria deusta bekannt, gilt als einer der gefährlichsten Schädlinge für Bäume. Er befällt das Holz im Inneren des Stammes, wodurch es zersetzt und instabil wird. Obwohl die Linde oberflächlich betrachtet gesund wirkte, zeigten genaue Untersuchungen, dass nur noch ein geringer Teil des Stammes tragfähig war. Drei Bohrwiderstandsmessungen ergaben alarmierende Werte: An einigen Stellen bestand der Baum nur noch zu vier bis fünf Prozent aus intaktem Holz. Der Pilz ist besonders tückisch, da seine unscheinbaren Fruchtkörper oft übersehen werden, was zu einer späten Entdeckung führt
Die Bedeutung der Linde für Niederauerbach
Linden sind nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch kulturell und historisch bedeutsam. Sie können bis zu 800 Jahre alt werden und prägen das Ortsbild vieler Gemeinden. Die Linde in Niederauerbach war ein zentraler Bestandteil des Dorfplatzes, umgeben von bedeutenden Einrichtungen wie dem ehemaligen Gasthaus zur Linde und der Linden-Apotheke. Sie stand auch symbolisch für die lange Geschichte der Region, möglicherweise bis hin zum deutsch-französischen Krieg von 1870 bis 1871, dessen Denkmal sich unterhalb der Linde befand.
Ein notwendiger Schritt aus Sicherheitsgründen
Trotz der historischen und emotionalen Bindung an den Baum war die Fällung unausweichlich. Der Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken (UBZ) führt im Auftrag der Stadt ein umfassendes Baumkataster, das von der spezialisierten Baumkolonne gepflegt wird. Alle städtischen Bäume sind in diesem Kataster erfasst. Unsere Baumkollone führt regelmäßige Kontrollen aller städtischen Bäume nach den FFL Baumkontrollrichtlinien durch. Der Kontrollabstand hängt dabei vom Alter des Baumes, seinem Zustand und der berechtigten Sicherheitserwartung des Verkehrs ab. So müssen beispielsweise Bäume, die älter als 50 Jahre sind und sich an normal bis stärker frequentierten Orten wie Straßen, Wegen, Plätzen, belebten Grünflächen oder in der Nähe von Spielplätzen, Kindergärten, Schulen oder Sportanlagen befinden, mindestens einmal jährlich kontrolliert werden. Diese routinemäßigen Kontrollen ermöglichen es, frühzeitig Unregelmäßigkeiten und Auffälligkeiten zu erkennen. Wenn solche Auffälligkeiten festgestellt werden, wird ein externes Baumgutachten in Auftrag gegeben, um den Zustand des Baumes genauer zu beurteilen. So war es auch im Fall der Niederauerbacher Linde: Nach auffälligen Beobachtungen wurde die Firma Baumpflege Frank mit der Begutachtung beauftragt. Fabian Frank ist geprüfter Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung. Seine Beurteilung führte letztlich zur Feststellung der Gefahr und zur notwendigen Fällung des Baumes.
Zukunftspläne und Ersatzpflanzung
Natürlich soll der Verlust der Linde durch die Pflanzung eines neuen Baumes kompensiert werden. Angedacht ist, eine neue Linde an einem geeigneten Standort zu pflanzen. Dafür könnte der Platz unterhalb der gefällten Linde genutzt werden, an dem sich derzeit eine Akazie befindet, die ebenfalls entfernt werden soll. Dies würde sicherstellen, dass ein großer Baum genügend Raum hätte, um sich zu entfalten und das Ortsbild weiterhin zu prägen.
Der Verlust der alten Linde ist ein schmerzlicher Einschnitt für Niederauerbach. Dennoch blicken wir hoffnungsvoll in die Zukunft. Die Fällung war ein notwendiger Schritt zur Sicherheit, und die Verantwortlichen setzen sich dafür ein, das kulturelle Erbe der Gemeinde zu wahren und fortzuführen.